Seit einigen Jahren kursiert online ein Video von Sergio Marchionne, in dem er sich daran erinnert, dass er wenige Wochen nach seinem Eintritt in die Fiat-Gruppe im August begann, für die Generaldirektion zu arbeiten – und niemanden vorfand. Alle waren im Urlaub. In dem Video, das über die Jahre viral ging, betonte und wiederholte er nachdrücklich: „Im Urlaub wovon?“
Das Thema ist heute noch genauso aktuell wie damals: Jedes Unternehmen, das sich in einem wettbewerbsintensiven globalen Markt behaupten will (und nicht in einem „geschützten“ Markt), muss seine Komfortzone verlassen und sich nach den Erwartungen der Kunden neu organisieren. Doch die zentrale Frage bleibt: Wie lassen sich die Anforderungen eines Unternehmens, die durch den Wettbewerb auferlegt werden, mit den persönlichen Bedürfnissen zur eigenen Regeneration vereinbaren?
In der heutigen Wissensgesellschaft ist es ein fundamentaler und essenzieller Akt, sich zu regenerieren, um den eigenen beruflichen Wert langfristig zu erhalten. Der Soziologe Domenico De Masi sprach in diesem Zusammenhang von „kreativer Muße“ – also einem Zustand, in dem Spiel, Lernen und Arbeit verschmelzen. In dieser Perspektive verschwimmen die Grenzen zwischen Vergnügen und Pflicht: Die mühsame Komponente der Arbeit tritt in den Hintergrund, während die kreative und nützliche Dimension der Kreativität aus dem Spielvergnügen zurückgewonnen wird.
Wenn jedoch alle darin übereinstimmen, dass „der Kunde immer recht hat“ und dass „der Arbeitnehmer sich regenerieren muss“, wie können diese beiden Prinzipien miteinander in Einklang gebracht werden?
Eine allgemeingültige Lösung gibt es nicht, aber eine Grundlage zur Orientierung: die Fairness. Jede Organisation (und jeder darin) muss sich die notwendige Flexibilität erarbeiten, um die Qualität der Dienstleistungen zu verbessern. Sonst entsteht eine ungleiche Verteilung der Lasten: Die „Verdammten“ stehen in direktem Kontakt mit den Kunden und dürfen nur dann in den Urlaub, wenn es sich zufällig ergibt; während die „Geretteten“, die nicht direkt mit dem Markt konfrontiert sind, das Privileg genießen, ihre Zeit nach eigenem Ermessen zu gestalten.
Und wie siehst du das?