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Ausdruck, Homologation und Unterdrückung: Welche Mode wollen Sie?

Regenesi Staff

Ausdruck, Homologation und Unterdrückung: Welche Mode wollen Sie?

Heute ist der Internationale Tag der Menschenrechte – ein Anlass, die Verkündung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte am 10. Dezember 1948 zu würdigen. Ein erneuter Blick auf diese Erklärung zeigt nicht nur den Fortschritt, den wir erreicht haben, sondern auch die vielen Rechte, die weiterhin täglich verletzt werden. So heißt es in Artikel 19:

"Jeder Mensch hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten."

Gerade die Modebranche sollte für das Thema Meinungs- und Ausdrucksfreiheit besonders sensibilisiert sein. Kleidung ist nicht nur eine ästhetische Wahl, sondern ein kraftvolles Ausdrucksmittel, das unsere Identität projiziert und gleichzeitig unsere Zugehörigkeit zur Gesellschaft reflektiert. Mode kann ein Werkzeug der persönlichen Entfaltung sein – oder ein Mittel der Anpassung.

In manchen Gesellschaften wird ein zentral gesteuertes Schönheitsideal vorgegeben und durchgesetzt. Modeunternehmen stehen hier vor einer Entscheidung: Folgen sie den Vorgaben oder übernehmen sie eine Rolle des Wandels, indem sie alternative Perspektiven aufzeigen? Wie Alessandro Michele es treffend formulierte, ist es die Aufgabe der Mode, "Möglichkeitsräume zu eröffnen, Hinweise und neue Blickwinkel anzubieten, Vielfalt als heilig zu betrachten und eine unverzichtbare Fähigkeit zur Selbstbestimmung zu fördern."

Mode ist somit mehr als nur ein Spiegel der Gesellschaft – sie kann ein aktiver Teil des Wandels sein. Doch aus Angst vor wirtschaftlichen Konsequenzen ziehen es viele Marken vor, diesen Einfluss zu ignorieren oder zu verharmlosen. Die Gefahr: Mode verliert ihre Rolle als Raum für individuelle und pluralistische Ausdrucksformen und wird stattdessen zum Instrument der Gleichschaltung.

Angesichts der erschütternden Nachrichten aus dem Iran – wo Frauen, die für ihre Rechte demonstrieren, mit Schrotkugeln ins Gesicht geschossen wird – erheben auch wir unsere Stimme: Frau, Leben, Freiheit!